Welthandel: Auswirkungen der USA Zollgebühren

Christina Peeters
Christina Peeters
4/29/2025

Lesezeit: 5 min.

Welthandel USA Zoll Titelbild

Die jüngsten Entwicklungen in der US-Zollpolitik unter Präsident Donald Trump haben weitreichende Konsequenzen für den internationalen Handel. Wir zeigen, wie Unternehmen trotz des aufziehenden Handelskonflikts handlungsfähig bleiben.

Eskalierende Zollspirale verschärft Konflikte im Welthandel

Am 2. April 2025, dem sogenannten „Liberation Day“, hat Präsident Trump weitreichende Änderungen in der US-Handelspolitik verkündet. Die USA-Zollgebühren sorgen seither für weitreichende Verwerfungen im internationalen Handel. Im Mittelpunkt steht ein universeller Basiszoll von 10 Prozent auf sämtliche Importe in die USA. Für bestimmte Länder gelten allerdings deutlich höhere Sätze, die gezielt als Reaktion auf bestehende Handelskonflikte eingeführt wurden.

Besonders betroffen ist China: Die US-Regierung hat die Zölle auf chinesische Importe auf bis zu 145 Prozent erhöht. Diese Maßnahme wird als direkte Antwort auf Chinas zuvor verhängte Gegenzölle von 34 Prozent auf US-Produkte gewertet. In einem aktuellen Factsheet des Weißen Hauses ist sogar von möglichen Zöllen in Höhe von 245 Prozent die Rede (Stand 17. April).

Auch europäische Unternehmen sind betroffen: Für Waren aus der EU wurde ein zusätzlicher Zollsatz von 20 Prozent eingeführt. Kanada und Mexiko müssen bei Autoimporten und Fahrzeugteilen ebenfalls mit einem Aufschlag von 25 Prozent rechnen.

Planungsrisiko Zollpolitik: Wenn Klarheit zur Ausnahme wird

Damit ist klar, dass im Grunde nichts klar ist. Oder anders ausgedrückt: Was heute in puncto Zollgebühren noch gilt, kann morgen schon wieder Schnee von gestern sein. So hat Präsident Trump zwar einige der angekündigten Strafzölle um 90 Tage aufgeschoben, doch genau dieser zeitlich begrenzte Aufschub verstärkt die Unsicherheit zusätzlich.

Die betroffenen Unternehmen wissen schlicht und einfach nicht, ob und wann die Zölle tatsächlich greifen – und wenn ja, in welchem Umfang genau. Es ist diese fehlende Planbarkeit, die neben den eigentlichen Kosten die größte Herausforderung darstellt. Die Folge: Investitionen werden zurückgehalten, Lieferketten vorsorglich umgestellt und Vertrauen in vormals stabile Handelsbeziehungen schwindet.

3 neue Handelsrealitäten durch die USA-Zölle

1. Veränderungen in den globalen Handelsströmen

Die neuen Zölle haben bereits jetzt zu einer Umleitung von Handelsströmen geführt. Die aktuelle Entwicklung des Welthandels zeigt klare Verlagerungstendenzen in Richtung Asien. Viele Unternehmen suchen nach alternativen Märkten und Lieferanten, um die zusätzlichen Kosten zu umgehen, was eine Neuordnung der globalen Handelsrouten bewirkt und unterschiedliche Regionen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit neu positioniert. So überlegen europäische Unternehmen vermehrt, China als verlässlichen Handelspartner zu wählen.

2. Erhöhte Containerpreise und Transportkosten

Die Unsicherheit und die Notwendigkeit, alternative Routen zu nutzen, haben die Containerpreise und Transportkosten erhöht. Engpässe in bestimmten Häfen und die Umleitung von Frachtschiffen tragen zu dieser Entwicklung bei. Dazu kommt, dass auch Logistikdienstleister ihre gestiegenen Kosten zunehmend an ihre Kundschaft weitergeben, was sich unmittelbar auf die Endpreise auswirkt.

3. Scharfe Reaktionen anderer Länder

China hat als Reaktion auf die USA-Zölle eigene Gegenzölle eingeführt und Exportbeschränkungen für bestimmte Rohstoffe verhängt. Die Europäische Union plant ebenfalls Gegenmaßnahmen, darunter Zölle auf US-Produkte im Wert von 21 Milliarden Euro. So prüfen viele Länder prüfen derzeit ihre Handelsstrategien neu – mit dem Ziel, Abhängigkeiten zu verringern und eigene Lieferketten resilienter aufzustellen.

Wie Unternehmen ihre Lieferkette neu ausrichten

Die Neuausrichtung der Lieferketten ist für international beschaffende Unternehmen derzeit einer der wichtigsten Hebel. Angesichts zunehmender Handelsbarrieren und schwankender Rahmenbedingungen gilt es, Abhängigkeiten gezielt zu reduzieren. Wer alternative Bezugsquellen in zollfreien oder zollreduzierten Regionen erschließt, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch die Versorgungssicherheit langfristig stärken.

Handelsabkommen bieten strategische Vorteile, die in vielen Unternehmen bislang ungenutzt bleiben. Freihandelszonen und bilaterale Vereinbarungen ermöglichen oft einen zollfreien oder erleichterten Warenverkehr – sofern die Bedingungen korrekt erfüllt sind. Wer diese Optionen systematisch in seine Beschaffungsstrategie integriert, verschafft sich nicht nur einen finanziellen Puffer, sondern auch mehr Flexibilität im internationalen Wettbewerb.

Digitale Technologien schaffen Transparenz und Geschwindigkeit, was über Erfolg oder Stillstand entscheiden kann. Plattformlösungen, automatisierte Prozesse und datenbasierte Analysen machen es möglich, Risiken frühzeitig zu erkennen und schneller auf Veränderungen zu reagieren. So wird die gesamte Lieferkette nicht nur effizienter, sondern auch resilienter aufgestellt.

5 Tipps für eine widerstandsfähige Supply Chain

1. Analyse der aktuellen Lieferketten

Prüfen Sie Ihre bestehenden Lieferketten systematisch auf Risiken und Abhängigkeiten: Wo bestehen Engpässe oder einseitige Verbindungen zu bestimmten Märkten? Ermitteln Sie, welche Produkte oder Rohstoffe besonders zollanfällig sind oder durch neue Handelsbeschränkungen betroffen sein könnten. Diese Analyse bildet die Grundlage, um gezielt Maßnahmen zur Risikominimierung einzuleiten

2. Diversifikation von Bezugsquellen

Setzen Sie auf ein breit aufgestelltes Lieferantennetzwerk. Im internationalen Handel wird Flexibilität zur Schlüsselkompetenz. Alternative Bezugsquellen in verschiedenen Regionen helfen, sich unabhängiger von einzelnen Märkten zu machen und flexibler auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Gerade zollfreie oder zollreduzierte Wirtschaftsräume bieten sich dabei als attraktive Beschaffungsoptionen an. So sichern Sie nicht nur Ihre Lieferfähigkeit, sondern schaffen auch bessere Verhandlungsspielräume.

3. Nutzung von Handelsabkommen

Verschaffen Sie sich einen Überblick über bestehende Freihandelsabkommen und prüfen Sie, inwieweit Ihr Unternehmen von diesen profitieren kann. Zahlreiche Abkommen ermöglichen es, bestimmte Waren zollfrei oder zu reduzierten Sätzen zu importieren, sofern die entsprechenden Ursprungs- und Nachweispflichten erfüllt werden. Eine professionelle Zoll- und Handelsberatung kann hierbei unterstützen und dabei helfen, Einsparpotenziale konsequent zu nutzen.

4. Investition in Technologie

Nutzen Sie digitale Lösungen, um Ihre Logistik- und Beschaffungsprozesse effizienter und widerstandsfähiger zu gestalten. Intelligente Plattformen für Lieferkettenmanagement, automatisierte Zollabwicklungen oder datenbasierte Risikoanalysen ermöglichen es, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Auch moderne Tracking- und Monitoring-Tools schaffen Transparenz und helfen, kritische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.

5. Zusammenarbeit mit Beschaffungsexperten

Suchen Sie aktiv den Austausch mit erfahrenen Partnern wie Line Up, die Sie bei der strategischen Ausrichtung Ihrer Lieferketten unterstützen. Externe Fachleute verfügen über das notwendige Know-how zu internationalen Märkten, Zollrecht und Handelsabkommen. Sie helfen dabei, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, um Ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen und die richtigen Entscheidungen im komplexen Umfeld des internationalen Handels zu treffen.

Handlungsfähig bleiben – trotz Handelskonflikt

Die aktuelle US-Zollpolitik stellt Unternehmen vor komplexe Herausforderungen. Wer jedoch jetzt reagiert, kann nicht nur Risiken abfedern, sondern gezielt Wettbewerbsvorteile sichern. Dabei machen Kernstrategien wie die Diversifikation von Bezugsquellen, die gezielte Nutzung von Handelsabkommen oder der Einsatz intelligenter Technologien Lieferketten krisenfester und anpassungsfähiger. Und in einem Umfeld, das sich nahezu täglich verändert, sind strategische Weitsicht und operative Flexibilität wichtiger denn je.

Gemeinsam mit erfahrenen Partnern lassen sich diese Herausforderungen nicht nur meistern, sondern in echte Chancen verwandeln.

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