CSDDD: Einfluss auf EU-Unternehmen

Carolin Martwich
Carolin Martwich
4/3/2024

Lesezeit: 6 min.

CSDDD EU Lieferkettengesetz

Einführung in die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) markiert einen signifikanten Wendepunkt in der europäischen Gesetzgebung, der Unternehmen dazu verpflichtet, ihre gesamte Lieferkette hinsichtlich sozialer und ökologischer Standards zu überwachen und zu verantworten. Diese Initiative erweitert die bisherigen nationalen Ansätze, wie das deutsche Lieferkettengesetz (LkSG), auf eine breitere, EU-weite Ebene. Die CSDDD zielt darauf ab, die Rechenschaftspflicht der Unternehmen zu stärken und sicherzustellen, dass diese nicht nur für ihre direkten Tätigkeiten, sondern auch für die Handlungen ihrer Zulieferer verantwortlich sind. Dies umfasst eine Vielzahl von Aspekten, darunter Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und Umweltschutz.

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive unterscheidet sich wie folgt von dem deutschen Lieferkettengesetz (LkSG):

  1. Größerer Anwendungsbereich: Die CSDDD richtet sich an alle EU-Unternehmen sowie Nicht-EU-Unternehmen, die im EU-Markt aktiv sind, unabhängig von ihrer Größe.

  2. Umfassendere Prüfung: Die CSDDD bezieht sich nicht nur auf Menschenrechte und Umwelt, sondern umfasst auch Korruptionsbekämpfung und Verbraucherschutz.

  3. Strengere Durchsetzung: Durch die CSDDD gibt es härtere Sanktionen und wirksamere Durchsetzungsmechanismen als im LkSG.

  4. Erweiterte Transparenz: Die CSDDD fordert detailliertere Berichterstattung über die gesamte Lieferkette.

  5. Mehr Stakeholder-Beteiligung: Die CSDDD betont die Bedeutung der Einbeziehung von Stakeholdern bei der Überwachung der Lieferkettenpraktiken.

Der Weg zur EU-weiten Implementierung

Die Einführung der CSDDD in der Europäischen Union ist kein geradliniger Prozess. Sie hat zahlreiche Debatten und Diskussionen unter den Mitgliedstaaten hervorgerufen, wobei Deutschland eine zentrale Rolle spielte. Die deutsche Regierung, geprägt durch ihre Koalitionsstruktur, zeigte Uneinigkeiten besonders zwischen den Parteien. Die FDP zeigte deutliche Bedenken gegen das Gesetz, weswegen Deutschland sich enthielt.

Trotz Deutschlands Enthaltung bei der Abstimmung am 15. März 2024 fand die Mehrheit der EU-Staaten einen Konsens, was die Bedeutung der gemeinsamen europäischen Werte und Ziele unterstreicht. Diese Episode verdeutlicht die komplexen politischen Dynamiken, die die EU-Gesetzgebung begleiten.

Der Inhalt der CSDDD und ihre Auswirkungen

Im Zentrum der CSDDD steht die Definition einer "Kette von Aktivitäten", die weit über die traditionelle Vorstellung einer Lieferkette hinausgeht. Unternehmen werden nicht nur dazu angehalten, ihre direkten Zulieferer zu überprüfen, sondern müssen eine Due Diligence-Pflicht entlang der gesamten Kette, von der Produktion bis zum Endverbraucher, sicherstellen. Dies impliziert eine tiefgreifende Überprüfung und gegebenenfalls eine Anpassung der Geschäftspraktiken, um die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards zu gewährleisten. Es handelt sich um einen umfassenden Ansatz, der die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt, aber auch Chancen für nachhaltigere Geschäftsmodelle eröffnet und Nähe zum Endkonsumenten schafft.

Folgende Chancen möchten wir hervorheben:

  1. Verbesserung des Markenimages: Unternehmen, die transparent über ihre Bemühungen in Bezug auf soziale und ökologische Standards berichten, können ihr Markenimage und ihre Glaubwürdigkeit bei Verbrauchern, Investoren und anderen Stakeholdern stärken.

  2. Innovationsförderung: Die Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit in der Lieferkette kann zu Innovationen führen, z.B. in den Bereichen Recycling, Energieeffizienz oder sozial verantwortliche Beschaffung.

  3. Zugang zu neuen Märkten: Die Einhaltung hoher Nachhaltigkeitsstandards kann Türen zu neuen Märkten und Kundensegmenten öffnen, die Wert auf nachhaltige Produkte und Prozesse legen.

  4. Stärkung der Beziehung zu Lieferanten und Partnern: Die Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit kann langfristige Partnerschaften fördern und die Lieferkettenstabilität erhöhen.

  5. Attraktivität als Arbeitgeber: Unternehmen, die sich für soziale und ökologische Verantwortung einsetzen, können für Arbeitnehmer attraktiver werden, insbesondere für die Generationen Y und Z, die Wert auf den ethischen Standpunkt ihres Arbeitgebers legen.

  6. Verbesserte Investitionsbereitschaft: Nachhaltig agierende Unternehmen ziehen zunehmend die Aufmerksamkeit von Investoren an, die in verantwortungsbewusste Geschäftsmodelle investieren wollen.

Deutschlands Position und zukünftige Schritte

Deutschland spielt als wirtschaftliche Macht in Europa und als rohstoffarmes Land, das auf Importe angewiesen ist, eine zentrale Rolle. Gleichzeitig gehört es zu den größten Exportnationen, was das Land auch in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Lieferketten in den Fokus rückt. Das Engagement für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit hat in Deutschland zu einem hohen Maß an Organisation und Nachhaltigkeit in der Produktion geführt. Die CSDDD fordert jedoch eine noch umfassendere Betrachtung, die auch die importierten Güter und die damit verbundenen sozialen und ökologischen Auswirkungen berücksichtigt. Die zukünftige Umsetzung der CSDDD auf nationaler Ebene wird zeigen, inwieweit Deutschland seine bestehenden Strukturen anpassen muss und als Vorbild für andere EU-Staaten dienen kann.

Herausforderungen und Empfehlungen für Unternehmen

Die Einführung der CSDDD stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Anforderungen an das Reporting, die Notwendigkeit, Mitarbeiter für die neuen Regularien zu gewinnen, und die allgemeine Umstellung der Geschäftsprozesse erfordern erhebliche Anstrengungen und Investitionen. Unternehmen sollten proaktiv handeln, indem sie Nachhaltigkeitsteams bilden, in Schulungen investieren und die Digitalisierung nutzen, um die Effizienz ihrer Reporting- und Überwachungssysteme zu verbessern. Dahingehend möchten wir Ihnen unser selbst entwickeltes Line Up Supply Chain Dashboard empfehlen, in dem Sie Echtzeitdaten rund um Ihre Bestellung einsehen können, um den aktuellen Stand Ihrer individuellen Lieferkette immer im Blick zu behalten.

Ein offener Dialog mit allen Stakeholdern und eine transparente Kommunikation können dabei helfen, Widerstände zu überwinden und ein gemeinsames Verständnis für die Bedeutung der Nachhaltigkeit zu fördern.

Bildung und Zukunftsaussichten

Angesichts der wachsenden Anforderungen an Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit spielt das Bildungssystem eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung der nächsten Generation von Führungskräften, die sowohl in betriebswirtschaftlichen Themen als auch in Nachhaltigkeitsaspekten Stärken aufweisen.

Deutschland verfügt über eine starke Bildungstradition in den Bereichen Betriebswirtschaft und Nachhaltigkeitsmanagement. Die Integration von Nachhaltigkeitsthemen in die Lehrpläne und die Förderung interdisziplinärer Ansätze sind wesentliche Schritte, um zukünftige Entscheidungsträger auf die komplexen Herausforderungen der Wirtschaft vorzubereiten, die auf sie zukommen. Unternehmen und Bildungseinrichtungen sollten daher eng zusammenarbeiten, um die Fähigkeiten und das Bewusstsein zu fördern, die notwendig sind, um in einer immer nachhaltiger orientierten Wirtschaft erfolgreich zu sein.

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