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Effizienter, schneller, strategisch: Die neue Route für Frachter zwischen China und Europa
In der internationalen Logistik deutet sich ein Wandel an. Eine neue Frachtroute über die sogenannte Nordpassage bietet das Potenzial, die klassische Seehandelsverbindung zwischen China und Europa zu revolutionieren. Containerschiffe und Frachter könnten künftig nicht mehr durch den Suezkanal fahren, sondern die Arktis durchqueren.
Doch was bedeutet das insbesondere für den Import aus China nach Deutschland, für die anfallenden Kosten der Seefracht und für Unternehmen, die auf effiziente Lieferketten angewiesen sind?
Die Nordpassage, auch Nordostpassage genannt, ist eine Seehandelsroute entlang der russischen Arktisküste. Sie verbindet den Nordpazifik mit dem Nordatlantik und stellt damit eine Alternative zur traditionellen Route dar, welche durch den Suezkanal führt.
Durch den Klimawandel ist das arktische Meereis in den Sommermonaten inzwischen so weit zurückgegangen, dass Teile dieser Route eisfrei oder zumindest passierbar sind, vorausgesetzt der Frachter verfügt über die nötige Technik und Genehmigungen.
Ein Beispiel für die neue Frachtroute liefert das Containerschiff Istanbul Bridge. Der Frachter legte vor kurzem die Strecke von China nach Europa über die Nordpassage in rund 20 Tagen zurück, was eine neue Rekordzeit ist.
Zum Vergleich: Die Fahrt durch den Suezkanal dauert durchschnittlich etwa 30 bis 35 Tage, abhängig von Hafenaufenthalten, Wetter und Auslastung. Die Route über die Arktis spart so nicht nur Zeit, sondern auch Betriebskosten und kann Engpässe auf klassischen Seewegen umgehen.
Die Antwort hängt stark von der Route ab:
Route | Durchschnittliche Laufzeit |
Suezkanal | 35-45 Tage |
Nordpassage | 20-25 Tage |
Kap-Route | 55-65 Tage |
Bahnfracht (China–Duisburg) | ca. 21 Tage |
Luftfracht | 3-7 Tage (teuerste Option) |
Während Luftfracht unschlagbar schnell, aber teuer ist und Bahntransporte durch Zentralasien mit höherem logistischem Aufwand verbunden sind, bietet die Nordpassage eine neue realistische Alternative für größere Frachten mit verlässlichen Laufzeiten.
Weiterführende Information zu den unterschiedlichen Frachtarten finden Sie in unserem Artikel: Frachtarten: Luftfracht vs. Seefracht vs. Bahn.
Weniger Tage auf See bedeuten schnellere Verfügbarkeit der Ware und das ist in globalen Lieferketten ein enormer Wettbewerbsvorteil.
Weniger Treibstoffverbrauch, geringere Liegezeiten, reduzierte Lager- und Kapitalbindungskosten: Die neue Route könnte auch die Seefracht-Container-Preise langfristig positiv beeinflussen.
Störungen im Suezkanal, wie 2021 beim „Ever Given“-Vorfall oder Angriffe von Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe, zeigen wie abhängig globale Handelsrouten von einzelnen Engstellen sind. Die Nordpassage ist eine willkommene Ausweichmöglichkeit.
Trotz aller Vorteile steckt die Arktisroute noch in den Anfängen. Derzeit fahren nur ausgewählte Frachter mit spezieller Eisklasse (z. B. Arc7-Schiffe) auf der Route. Die Befahrbarkeit hängt zudem stark von der Jahreszeit ab, denn in den Wintermonaten ist die Strecke vollständig vereist.
Auch politische und regulatorische Aspekte spielen eine Rolle. Die Nordpassage verläuft überwiegend in russischen Hoheitsgewässern, was Zugangsgenehmigungen, Kooperationen und teils Eisbrecherunterstützung erforderlich macht.
Für Unternehmen, die regelmäßig Produkte aus China importieren, lohnt es sich, die Entwicklung genau zu beobachten. Insbesondere für:
E-Commerce-Händler, die auf stabile Lieferzeiten angewiesen sind
Industrieunternehmen, die hohe Frachtvolumen bewegen
Logistikdienstleister, die neue Routen in ihre Netzwerke integrieren wollen
Ein strategischer Vorteil kann sich ergeben, wenn die neue Route zu verlässlichen Seefrachtzeiten führt und dabei gleichzeitig saisonal planbar wird.
Die aktuellen Seefracht-Containerpreise unterliegen starken Schwankungen. Engpässe, Streiks oder politische Krisen sorgen regelmäßig für Preissprünge. Neue Routen wie die Nordpassage könnten helfen, den Markt zu stabilisieren vor allem, wenn sich mehr Anbieter auf diese Strecke einstellen.
Langfristig möglich:
Geringere Preisvolatilität
Höhere Verlässlichkeit in Peak-Zeiten
Günstigere Konditionen durch Konkurrenzdruck
Noch ist es zu früh, um von einer Standardisierung zu sprechen. Die Route ist saisonal nutzbar und technisch anspruchsvoll. Aber: Der Anfang ist gemacht.
Mit zunehmender Eisschmelze, technologischem Fortschritt und wachsendem Interesse an alternativen Routen ist es wahrscheinlich, dass wir künftig häufiger von Frachtern auf der Nordpassage hören werden und damit auch von schnelleren China-Transporten nach Europa.
Die Containerschiff-Route über die Nordpassage ist mehr als nur eine logistische Option. Sie ist ein strategisches Instrument für Unternehmen, die ihre Supply Chain zukunftssicher und effizient aufstellen möchten. Durch schnellere Laufzeiten und eine potenzielle Entlastung klassischer Seewege ergeben sich echte Vorteile im internationalen Handel.
Gerade bei komplexen China-Transporten nach Deutschland lohnt sich ein ganzheitlicher Blick auf Routenwahl, Kostenstruktur und Lieferzeiten. Genau hier setzen wir bei Line Up an:
Mit unserem Full-Service-Sourcing-Ansatz übernehmen wir für Sie den gesamten Importprozess, von der Bestellung beim Lieferanten über die Logistik bis zur Importabwicklung inklusive Zoll und Dokumentation.
Dabei vergleichen wir kontinuierlich alle verfügbaren Frachtrouten, ob über Suez, Bahn, Luft oder eben die Nordpassage und wählen stets die für Sie optimale Kombination aus Kosten, Laufzeit und Verfügbarkeit.
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