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„Made in China“ steht längst nicht mehr nur für preisgünstige Produkte. Dennoch gilt: Wer in Fernost produzieren lässt, sollte Qualitätskontrollen einsetzen. Ein bewährtes Verfahren ist der AQL-Test, der Qualität verlässlich messbar macht.
Nach wie vor ist China die Werkbank der Welt. Mit einer ausgefeilten Infrastruktur, großer Fertigungstiefe und spezialisierten Industriezonen bietet das Land ideale Bedingungen für nahezu jede Art von Produktion. Vor allem für mittelständische Unternehmen aus Europa lohnt sich der Einkauf in Fernost: Die Stückkosten bleiben niedrig, die Fertigungsoptionen vielfältig.
Gleichzeitig gilt: Qualität entsteht nicht von allein. Die Vielfalt an Lieferanten, unterschiedliche Qualitätsansprüche und die große geografische Distanz können zu Missverständnissen führen. Wer in China beschafft, sollte daher klare Erwartungen formulieren und geeignete Kontrollmechanismen einführen. Und eines der wirksamsten Mittel ist die systematische Qualitätskontrolle mithilfe des AQL-Tests.
Der Begriff AQL steht für „Acceptable Quality Level“ – also die maximal zulässige Fehleranzahl innerhalb einer Stichprobe. Damit stellt ein AQL-Test ein standardisiertes Verfahren zur Stichprobenprüfung in der Wareneingangs- und Produktionskontrolle dar, das eine objektive Entscheidungsgrundlage liefert: Wird eine bestimmte Fehleranzahl überschritten, gilt die Charge als nicht akzeptabel.
Das Verfahren geht auf internationale Normen wie die DIN ISO 2859 zurück und wird heute weltweit eingesetzt. Besonders bei der Zusammenarbeit mit asiatischen Produktionspartnern hat sich die Methode mit folgenden Vorteilen als verlässliches Werkzeug etabliert:
Objektive Bewertung der Produktqualität
Reduziert Reklamationen und Rücksendungen
Spart Zeit durch Stichproben statt Vollkontrolle
Flexibel anpassbar an Produkt und Risiko
Klare Grundlage für Freigabe oder Ablehnung
Stärkt das Qualitätsbewusstsein beim Lieferanten
Das Herzstück jedes AQL-Tests ist die AQL-Tabelle. Basierend auf der Losgröße und dem gewünschten Prüflevel hilft sie, die passende Stichprobengröße sowie zulässige Fehleranzahl zu ermitteln. Damit lassen sich Prüfungen strukturiert und nachvollziehbar durchführen – ganz gleich, ob es sich um elektronische Bauteile, Textilien oder Konsumgüter handelt.
Zunächst wird die Gesamtmenge der zu prüfenden Einheiten mit z. B. 500 Produkten festgelegt. Die Losgröße ist entscheidend für die Auswahl der passenden Stichprobengröße.
Im nächsten Schritt wird das sogenannte „General Inspection Level“ gewählt. Für die meisten Standardprüfungen empfiehlt sich Level II, da es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Prüfaufwand und Aussagekraft bietet. Für besonders kritische Produkte kann Level III sinnvoll sein, bei weniger sensiblen Produkten auch Level I.
Anhand der Losgröße und des gewählten Inspektionslevels wird nun in der AQL-Tabelle die entsprechende Stichprobengröße ermittelt. Bei 500 Einheiten und Level II ergibt sich bspw. eine Stichprobe von 80 Stück.
Nun wird mit dem AQL-Wert definiert, wie viele Fehler in der Stichprobe noch als akzeptabel gelten. Ein Wert von 2.5 ist branchenübergreifend ein gängiger Standard für allgemeine Qualitätsanforderungen. Für höhere Anforderungen kann auch ein niedrigerer Wert wie z. B. 1.0 gewählt werden.
In der letzten Phase wird die konkrete Fehlergrenze anhand der Stichprobengröße und des AQL-Werts überprüft. Bei einer Stichprobe von 80 Stück und einem AQL-Wert von 2.5 dürfen beispielsweise maximal 5 fehlerhafte Produkte enthalten sein. Ab dem sechsten Fehler gilt die gesamte Charge als nicht akzeptabel und sollte entweder nachgebessert oder neu produziert werden.
Wer Produkte aus China bezieht, sollte AQL-Tests als festen Bestandteil seiner Qualitätskontrolle etablieren. Besonders wirksam sind Vor-Ort-Prüfungen direkt beim Hersteller – idealerweise, bevor die Ware das Werk verlässt. So lassen sich Mängel frühzeitig erkennen und Nachbesserungen rechtzeitig veranlassen.
Die Umsetzung kann auf zwei Arten erfolgen: Entweder übernehmen externe Prüfpartner die Kontrolle unabhängig und neutral, oder die Inspektion erfolgt regelmäßig durch eigene Qualitätsmanager beziehungsweise ein beauftragtes Partnerunternehmen wie Line Up. In beiden Fällen gilt: Je näher die Prüfung an der Produktionsquelle stattfindet, desto zuverlässiger ist das Ergebnis.
Ein AQL-Test ist nur dann wirksam, wenn er zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird. In der Praxis haben sich drei Prüfphasen etabliert, die sich je nach Produkttyp, Auftragsvolumen und Risikoeinschätzung flexibel kombinieren lassen:
Bereits vor dem Produktionsstart werden Rohmaterialien, Komponenten und Produktionspläne geprüft. So lässt sich sicherstellen, dass alle Voraussetzungen für eine einwandfreie Fertigung erfüllt sind. Fehlerquellen können früh erkannt und korrigiert werden, bevor sie sich durch die gesamte Lieferkette ziehen.
Diese Zwischenprüfung erfolgt während der laufenden Produktion, was bei größeren Stückzahlen oder engen Lieferfristen ideal ist. Sie erlaubt eine Kontrolle des Produktionsfortschritts und eine gezielte Reaktion, falls sich Qualitätsabweichungen abzeichnen. In vielen Fällen lassen sich so unnötige Ausschussmengen vermeiden.
Die abschließende Prüfung erfolgt kurz vor dem Versand und basiert auf einer stichprobenbasierten Kontrolle der fertigen Ware. Sie liefert eine klare Entscheidungshilfe für die Freigabe oder die Nacharbeit.
Line Up koordiniert diese AQL-Prüfphasen eng mit den Produktionsstätten – insbesondere in Fernost, wo rund 70 % der Lieferantenkontakte des Beschaffungsdienstleisters liegen. Ihr Vorteil: Durch die frühzeitige Einbindung ins Prüfgeschehen lassen sich Mängel schnell identifizieren und Maßnahmen rechtzeitig einleiten. Das reduziert nicht nur Reklamationen, sondern senkt auch die Kosten für Nacharbeiten oder Rücksendungen.
AQL-Tests sollten nicht isoliert betrachtet, sondern als fester Bestandteil eines professionellen Beschaffungsprozesses verstanden werden. Ihre Integration in den strategischen Einkauf schafft klare Strukturen, erhöht die Transparenz und reduziert das Risiko von Fehlproduktionen.
Entscheidend ist, dass die Qualitätsanforderungen bereits vor Vertragsabschluss verbindlich definiert werden. Dazu gehört die Festlegung konkreter AQL-Werte je Produkttyp, die genaue Dokumentation der Prüfkriterien sowie die vertragliche Vereinbarung regelmäßiger Stichprobenkontrollen.
Gerade bei der Zusammenarbeit mit neuen Lieferanten ist es ratsam, zunächst einen strengeren Prüfstandard anzusetzen. So lassen sich Qualitätsrisiken in der Anfangsphase besser kontrollieren. Entwickelt sich die Zusammenarbeit positiv und werden die Anforderungen zuverlässig erfüllt, können die Prüfintervalle oder AQL-Grenzen entsprechend angepasst werden. Auf diese Weise entsteht ein flexibles, aber verlässliches System der Qualitätssicherung, das sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig wirkt.
Wenn Sie Produkte aus China importieren oder Ihre Lieferkette erweitern möchten, unterstützen die folgenden Tipps eine nachhaltige Qualitätssicherung.
Der AQL-Test ist ein international anerkanntes Verfahren zur Stichprobenkontrolle. Er schafft eine objektive Grundlage für Qualitätsentscheidungen unabhängig von Produkt oder Branche.
Ein niedrigerer AQL-Wert steht für höhere Qualitätsanforderungen. Wählen Sie also den passenden Wert in Abhängigkeit von Produkttyp, Verwendungszweck und Kundenerwartung.
Die Endkontrolle ist wichtig, doch viele Fehler entstehen schon früher. Eine Prüfung während der laufenden Produktion kann rechtzeitig Abweichungen erkennen und teure Nacharbeiten vermeiden.
Ein erfahrener Partner vor Ort kennt die sprachlichen, kulturellen und logistischen Besonderheiten. Line Up kann für Sie die Koordination direkt in Fernost übernehmen.
Ein einmaliger AQL-Test ist nicht ausreichend. Qualitätssicherung ist ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßige Prüfungen und klare Standards erfordert.
China bleibt ein attraktiver Produktionsstandort mit großem Potenzial, aber auch klaren Anforderungen an die Qualitätssicherung. Wer dauerhaft verlässliche Ergebnisse erzielen will, sollte auf strukturierte Prüfverfahren setzen. Der AQL-Test bietet dafür eine bewährte Grundlage: Er macht Qualitätsanforderungen messbar, reduziert Risiken und erhöht die Planungssicherheit in Ihrer Lieferkette.
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