Die ABC-Analyse in der Beschaffung

Christina Peeters
Christina Peeters
11/30/2025

Lesezeit: 4 min.

Abc Analyse in der Beschaffung Titelbild

Wie Sie mit der ABC-Analyse Ihre Beschaffung optimieren

Mit der ABC-Analyse behalten Sie den Überblick über Ihre Bestände: Erfahren Sie, wie Sie mit klarer Priorisierung Ihre Beschaffung strukturieren, Kosten senken und Risiken minimieren.

In Zeiten volatiler Lieferketten und steigender Materialkosten gewinnt die gezielte Priorisierung von Beständen zunehmend an Bedeutung. Die ABC-Analyse liefert dafür ein leistungsfähiges Instrument, um Bestände zu strukturieren, Kosten zu senken und Beschaffungsprozesse effizienter zu gestalten.

Was ist eine ABC-Analyse? Definition & Bedeutung in der Beschaffung

Die ABC-Analyse ist ein betriebswirtschaftliches Verfahren zur Klassifizierung von Objekten nach ihrer Bedeutung für das Unternehmen – etwa Materialien, Komponenten, Produkte oder Lieferanten. Konkret werden die betrachteten Objekte anhand einer relevanten Kennzahl (z. B. Verbrauchswert, Jahresbedarf, Umsatzanteil) mit absteigender Wertigkeit sortiert und anschließend in drei Kategorien eingeteilt:

  • A-Artikel: Sehr wichtig, kleiner Mengenanteil bei hohem Wertanteil.

  • B-Artikel: Mittel wichtig, mittlerer Mengen- und Wertanteil.

  • C-Artikel: Weniger wichtig, großer Mengenanteil bei geringem relativen Wert.

Die Vorgehensweise basiert auf dem Pareto‑Prinzip (80/20-Regel), bei dem ein kleiner Anteil der Güter typischerweise den größten Anteil des Wertes erzeugt. Damit lässt sich mit überschaubarem Aufwand eine gewichtete Klassifikation erstellen und auf dieser Basis gezielt steuern.

Warum die ABC-Klassifizierung Ihre Beschaffung effizienter macht

Im strategischen wie im operativen Einkauf sowie in der Bestandsverwaltung spielt die ABC-Klassifizierung eine zentrale Rolle: Für Unternehmen, die Produkte herstellen lassen wollen, bedeutet das: Wer seine Beschaffung effizient gestaltet, kann Kosten senken, Lieferrisiken reduzieren und die Produktionssicherheit erhöhen.

Strategische Bedeutung

Im Material- oder Warengruppenmanagement hilft die ABC-Analyse, die Materialien zu identifizieren, die für den Unternehmenserfolg besonders wichtig sind. Etwa kritische Komponenten für die Produktion oder hochpreisige Bauteile.

Operative Bedeutung

Im täglichen Beschaffungsprozess lassen sich unterschiedliche Steuerungs- und Beschaffungsstrategien je Kategorie (A, B, C) definieren.

Bestandsverwaltung

Die ABC-Klassifizierung ermöglicht auch eine differenzierte Lager- und Überwachungsstrategie. Etwa engmaschige Kontrollen bei A-Teilen sowie automatisierte Bestellungen bei C-Teilen.

ABC-Analyse Berechnung: So funktioniert’s

Die ABC-Analyse Berechnung lässt sich methodisch klar in mehrere Schritte gliedern, die idealerweise direkt ins eigene ERP- oder Materialwirtschaftssystem integriert sind.

1. Datenbasis erstellen

Zunächst muss für jede Materialposition der relevante Kennwert bestimmt werden, z. B. der Jahresverbrauchswert (Menge × Stückpreis) oder der Umsatzanteil.

2. Werte sortieren

Von der höchsten Bedeutung bis zur geringsten werden diese Werte anschließend in absteigender Reihenfolge sortiert.

3. Kumulative Anteile berechnen

Berechnen Sie den Anteil jeder Position am Gesamtwert sowie den kumulativen Prozentsatz.

4. Klassengrenzen festlegen

Typischerweise verwenden Unternehmen folgende Faustwerte, die je nach Branche variieren können.

  • A-Klasse: ca. 70 - 80 % des Gesamtwerts bei etwa 10 % bis 20 % der Artikel.

  • B-Klasse: etwa 15 - 25 % des Gesamtwerts.

  • C-Klasse: Restwert (z. B. 5 %) bei vielen Artikeln.

5. Visualisierung und Interpretation

Ein Pareto-Diagramm oder eine kumulierte Tabelle machen ersichtlich, welche Artikel den Hauptwert tragen. Anhand der Klassenzuordnung können Sie dann gezielte Maßnahmen je Kategorie ableiten.

Ein kurzes ABC-Analyse-Beispiel

Nehmen wir an, dass Sie 100 Materialpositionen haben, nach deren Berechnung sich folgendes ergibt:

  • 15 Positionen machen 75 % des Gesamtwerts aus: A-Klasse

  • 30 Positionen machen 20 % des Werts aus: B-Klasse

  • 55 Positionen machen 5 % des Werts aus: C-Klasse

Sie würden die 15 A-Teile nun als kritisch einstufen und mit hoher Priorität steuern, während die große Anzahl kleiner Positionen (C-Teile) mit Standardverfahren verwaltet wird.

Vorteile der ABC-Analyse auf einen Blick

Kosteneffizienz

Sie richten Ihre Ressourcen gezielt auf die wertrelevante A-Klasse, wodurch die Kapitalbindung und Lagerkosten sinken.

Transparenz

Sie erhalten ein klares Bild über Struktur und Bedeutung der einzelnen Materialien bzw. Artikel.

Prozessoptimierung

Automatisierung, Standardisierung und Priorisierung lassen sich je Kategorie unterschiedlich definieren, z. B. durch automatisierte Nachbestellung bei C-Teilen.

Lieferantenmanagement

Ressourcen können gezielt bei strategischen Partnern (A-Lieferanten) konzentriert werden, während weniger kritische Positionen anders gesteuert werden.

Planungssicherheit

Eine regelmäßig durchgeführte ABC-Analyse liefert Entscheidungsgrundlagen für Bestands- und Beschaffungsstrategien und reduziert das Risiko von Fehl- oder Überbeständen.

So wird die ABC-Analyse zum Steuerungsinstrument

Die ABC-Analyse entfaltet ihr volles Potenzial erst dann, wenn sie als Bestandteil einer ganzheitlichen Einkaufs- und Logistikstrategie zur Bestandsoptimierung verstanden wird. Etwa in Kombination mit der XYZ-Analyse, die das Verbrauchsverhalten von Materialien berücksichtigt. Durch diese Verknüpfung entsteht eine präzisere Klassifikation, die sowohl die wirtschaftliche Bedeutung als auch die Planbarkeit von Artikeln einbezieht.

Zusätzlich unterstützen digitale Systeme wie ERP- oder Supply-Chain-Management-Tools dabei, die Analysen effizient umzusetzen. Sie übernehmen die automatische Klassifizierung, aktualisieren Datenbestände und steuern Bestände in Echtzeit. Gerade bei umfangreichen Materialstämmen bietet das eine erhebliche Arbeitserleichterung, da sich Lagerbestände und Nachbestellprozesse gezielt automatisieren lassen.

Darauf aufbauend lassen sich klare Beschaffungs- und Lagerstrategien ableiten: Während A-Artikel eine enge Lagerführung, niedrige Sicherheitsbestände und häufige Bestellungen erfordern, lassen sich C-Artikel über Sammelbestellungen und geringere Kontrollen effizient verwalten. Da sich Marktpreise und Verbrauchsmuster stetig verändern, sollten Unternehmen ihre Klassifikationen regelmäßig überprüfen. So bleibt die ABC-Analyse ein dynamisches Steuerungsinstrument, das Beschaffung und Bestandsmanagement dauerhaft effizient, transparent und risikoarm hält.

Wo die ABC-Analyse an ihre Grenzen stößt

Bei aller Nützlichkeit sollten auch die Grenzen der ABC-Analyse berücksichtigt werden: Sie betrachtet primär finanzielle Aspekte und kann strategische Bedeutungen einzelner Artikel unterschätzen.

Ein günstiges Bauteil kann z. B. produktionskritisch sein, obwohl es als C-Teil klassifiziert wird. Zudem erfasst die Methode nicht die Verfügbarkeit oder Lieferrisiken. Gerade deshalb empfiehlt sich die Kombination mit weiteren Analyseverfahren für ein vollständiges Bild.

Klare Prioritäten für eine effizientere Beschaffung

Sie merken: Die ABC-Analyse liefert Ihnen ein bewährtes Instrument, um Ihre Beschaffung und Bestandsverwaltung strategisch zu steuern.

Für Unternehmen jeder Größe – insbesondere für produzierende Unternehmen und Dienstleister wie die Kunden von Line Up – eröffnet dies echte Potenziale: weniger Kapitalbindung, verbesserte Lieferperformance, optimierte Lagerhaltung können auf der Habenseite stehen.

Unser Tipp lautet: Nutzen Sie die Methode nicht nur als reine Analyse, sondern als Startpunkt für eine konsequente Beschaffungs- und Lagerstrategie. Denn: Effizienz beginnt mit Klarheit und genau die liefert die ABC-Analyse.

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