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Die Beschaffung zählt in vielen Unternehmen zu den Prozessen, die zuverlässig im Hintergrund ablaufen. Gleichzeitig hat sich ihre Bedeutung in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Globale Abhängigkeiten, technologische Entwicklungen sowie steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und Transparenz stellen klassische Einkaufsstrukturen zunehmend auf den Prüfstand.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die strategische Ausrichtung der Beschaffung an Relevanz. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre bisherigen Ansätze zu hinterfragen und neue Wege zu finden, um zukunftsfähig zu bleiben.
Dieser Artikel beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema Beschaffungsstrategien optimieren. Wir zeigen Ihnen, worauf es bei einer durchdachten Beschaffungsstrategie ankommt, welche Ansätze sich bewährt haben und wie Unternehmen ihre Beschaffung optimieren können.
Eine Beschaffungsstrategie definiert die langfristige Ausrichtung der Beschaffung in einem Unternehmen. Sie regelt, wie, wo und bei wem Waren, Rohstoffe oder Dienstleistungen bezogen werden, unter Berücksichtigung von Kosten, Qualität, Verfügbarkeit und strategischen Unternehmenszielen.
Sie ist nicht zu verwechseln mit der reinen Beschaffung von Ware (operativ), sondern betrifft die übergeordnete Planung und Steuerung des Einkaufsprozesses, also eine strategische Entscheidung.
Sicherstellung der Versorgung mit benötigten Materialien/Dienstleistungen
Optimale Balance aus Qualität, Kosten und Lieferfähigkeit
Minimierung von Risiken (z.B. durch alternative Lieferanten)
Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele (z.B. Nachhaltigkeit, Wachstum)
Operative Beschaffung | Strategische Beschaffung |
Tagesgeschäft (Bestellungen, Lieferverfolgung) | Langfristige Planung & Optimierung |
Fokus auf Bedarfserfüllung | Fokus auf Wertschöpfung & Effizienz |
Reaktiv | Proaktiv |
Kurzfristig | Langfristig |
Wenig Einfluss auf Unternehmensziele | Hoher Einfluss auf Unternehmenserfolg |
Ein Unternehmen, das nur operativ einkauft, verschenkt enormes Potenzial. Denn nur durch strategische Beschaffungsstrategien lassen sich echte Optimierungspotenziale realisieren.
Im strategischen Einkauf haben sich mehrere Modelle etabliert. Je nach Branche, Produktart und Unternehmensgröße können unterschiedliche Sourcing-Strategien zum Einsatz kommen:
Single Sourcing: Bezug eines Produktes von nur einem Lieferanten.
Multiple Sourcing: Bezug desselben Produktes von mehreren Lieferanten.
Global Sourcing: Weltweite Lieferantensuche zur Nutzung internationaler Vorteile (z. B. Kosten, Innovation).
Local Sourcing: Bezug aus regionalem Umfeld, oft mit Fokus auf Nachhaltigkeit oder kurzen Lieferketten.
Modular Sourcing: Einkauf ganzer Module oder Baugruppen statt einzelner Komponenten.
Just-in-Time Sourcing: Lieferung erfolgt exakt dann, wenn benötigt. Dies führt zu einer Reduktion der Lagerhaltungskosten.
Ob Mittelstand oder Konzern – viele Unternehmen stehen bei der Umsetzung strategischer Beschaffungsziele vor vergleichbaren Herausforderungen. Diese zu kennen und gezielt anzugehen, ist ein zentraler Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Strategie.
Mangelnde Transparenz: Unklare Datenlage über Bedarfe, Verbräuche oder Lieferantenleistungen erschwert strategische Entscheidungen.
Veraltete Prozesse: Manuelle Abläufe, isolierte Excel-Tabellen oder fehlende Systemintegration verursachen Medienbrüche und Fehler.
Unzureichende Lieferantenbewertung: Strategische Kriterien wie Nachhaltigkeit, Innovationsfähigkeit oder Risikoprofil werden oft nicht systematisch erfasst.
Fehlende Einbindung des Einkaufs in strategische Projekte: Der Einkauf wird teils noch immer als rein operativer Kostenfaktor betrachtet und zu spät in Produktentwicklungen oder Investitionsentscheidungen einbezogen.
Eine moderne Beschaffungsstrategie setzt genau hier an: Sie sorgt für klare Verantwortlichkeiten, digitale Prozessunterstützung und eine integrierte Sichtweise, bei der der Einkauf als aktiver Gestalter des Unternehmenserfolgs verstanden wird.
Eine erfolgreiche Sourcing-Strategie basiert auf klaren Daten, definierter Zielsetzung und strukturierter Analyse. Die folgenden Schritte helfen bei der Entwicklung:
Welche Materialien oder Dienstleistungen werden benötigt? In welchen Mengen? Zu welchen Zeitpunkten?
Z. B. nach ABC-Analyse (Umsatzbedeutung) oder Kraljic-Matrix (Versorgungsrisiko vs. Einfluss auf Gewinn).
Kriterien festlegen: Preis, Qualität, Lieferfähigkeit, Standort, Innovationspotenzial, Nachhaltigkeit.
Rahmenverträge, Mindestabnahmemengen, Eskalationsmechanismen bei Lieferverzug.
Langfristige Zusammenarbeit stärken, regelmäßige Bewertung (KPIs), Entwicklung strategischer Partnerschaften.
📌 Tipp: Unternehmen, die auf partnerschaftliche Beziehungen statt kurzfristige Preisverhandlungen setzen, profitieren langfristig durch höhere Liefertreue und Innovationskraft.
Wer seine Beschaffung optimieren möchte, kommt um eine Analyse der internen Abläufe nicht herum. Hier einige Stellschrauben:
Erhebung Ist-Zustand: Welche Medienbrüche, Verzögerungen oder Mehrfacheingaben gibt es?
Einführung von digitalen Freigabe-Workflows
Automatisierte Bestellprozesse über ERP oder E-Procurement-Systeme
Digitale Rechnungsprüfung & Archivierung
Vermeidung von Über- oder Unterbeständen durch Analyse von Verbrauchsmustern und Forecasting.
Die Digitalisierung bietet enorme Potenziale, um den Beschaffungsprozess effizienter, transparenter und skalierbarer zu machen.
E-Procurement-Plattformen
Supplier Relationship Management (SRM)
Automatisierte Bedarfsmeldung
Künstliche Intelligenz zur Preis- und Risikovorhersage
Bessere Vergleichbarkeit von Angeboten
Echtzeit-Monitoring von Lieferketten
Weniger manuelle Eingriffe führen zu einem geringeren Fehlerrisiko
Automatische KPI-Auswertung zur Performance Kontrolle
Moderne Beschaffungsstrategien berücksichtigen zunehmend auch Nachhaltigkeit, Resilienz und gesellschaftliche Verantwortung.
Auswahl zertifizierter Lieferanten (z.B. ISO 14001, FSC, Fairtrade)
Einhaltung von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance)
Reduktion von CO₂-Emissionen in der Lieferkette
Second-Source-Strategien aufbauen
Regionale und globale Lieferanten intelligent kombinieren
Frühwarnsysteme und Szenarioanalysen für Risiken (z.B. Lieferengpässe, politische Instabilität)
Die Anforderungen an den Einkauf haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Unternehmen, die weiterhin erfolgreich am Markt bestehen wollen, kommen nicht umhin, ihre Beschaffungsstrategie regelmäßig zu überprüfen und gezielt zu optimieren.
Es reicht heute nicht mehr aus, den günstigsten Preis zu verhandeln oder bestehende Prozesse unverändert fortzuführen. Vielmehr geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen Effizienz, Versorgungssicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit zu schaffen. Ergänzt wird dies durch digitale Werkzeuge, genaue Daten und strategisch gedachte Lieferantenbeziehungen.
Wer seine Beschaffung als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie versteht, kann nicht nur kurzfristige Herausforderungen besser bewältigen, sondern auch langfristig Strukturen schaffen, die Wachstum und Stabilität ermöglichen.
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